Die Zähmung der Sonne

© Willi Schnitzler    

Die Zähmung der SonneMaui hatte oft genug die Klagen seiner Brüder mit anhören müssen, dass der Tag nicht genügend Sonnenlicht habe. Nacht für Nacht saßen sie um das Feuer und sprachen über dieses Thema. Wie früh sie auch immer aufstanden, nie reichte die Sonne, um all ihre Pflichten, ihr Jagen und Fischen zu erhellen. 
„Ich denke, ich kann die Sonne zähmen!“, sagte Maui eines Tages. 
„Maui, mach dich nicht lächerlich!“, antworteten sie. „Niemand kann die Sonne bändigen. Du wirst zu Asche verglühen, sie ist viel zu groß und mächtig.“
„Schaut, ich kann die Sonne zähmen!“, sagte er, diesmal mit großer Autorität in der Stimme. „Schickt alle Frauen des Stammes aus, um so viel Flachs wie möglich zu schneiden. Dann zeige ich euch, wie man ein Netz herstellt, das stark genug ist, die Sonne zu fangen. Ich werde dafür sorgen, dass sie in Zukunft nicht mehr so schnell über den Himmel läuft.“

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Die Geschichte von Rona

© Willi Schnitzler    

Die Geschichte von RonaIch hatte das sichere Gefühl, als wäre ich allein auf der Welt mit diesem Mond, dem ersten Vollmond des Herbstes, gezeichnet von den trockenen, schwarzen Seen und Kratern, die sich eng aneinander schmiegen, um uns das Gesicht vom Mann im Mond vorzugaukeln. Oder war es Rona. 
Kia mahara ki te he o Rona, hieß es – Erinnere dich an die ungerechtfertigte Tat von Rona.

Rona, geliebt von Mann und Söhnen, geriet bedauerlicherweise sehr schnell in Wut. Von Zeit zu Zeit, mit oder ohne Grund, brauste sie auf, schrie und wurde sehr beleidigend. Ihr Ehemann war traurig darüber und obwohl er sie verehrte, wäre er manchmal am liebsten vor ihrer prügelnden Zunge davongerannt.

Eines Nachts, als der Mond voll am Himmel stand, verkündete Ronas Mann, dass er und seine beiden Söhne zu der nahe gelegenen Insel fahren würden, um Fische zu fangen.

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Die Entstehung der Vulkane

© Willi Schnitzler    

Die Entstehung der VulkaneUnter den ersten Einwanderern war auch der Häuptling Ngatiroirangi, was soviel wie Himmelsläufer oder der am Himmel Wandernde hieß. Er landete bei Maketu an der Ostküste der Nordinsel, durchwanderte als Forscher und Priester des Arawa-Kanus die weite Ebene östlich des Lake Taupo, stampfte für dürre Täler Wasserquellen aus der Erde und erstieg Hügel und Berge, als sich unvermittelt im Süden die Wolken über dem majestätischen Gipfel des Tongariro (wörtlich „gegen Süden“) lichteten.

Ngatiroirangi verspürte ein unbändiges Verlangen, den Gipfel zu bezwingen und befahl seinen Begleitern: 
„Bleibt hier. Ich will mit meinem Sklaven Auruhoe den Berg besteigen. Das ist ein gefährliches Abenteuer. Wir müssen die Götter gnädig stimmen und deshalb dürft ihr während unserer Abwesenheit keine Speise zu euch nehmen. Wenn wir zurück sind, werden wir uns alle ein großes Festmahl bereiten.“

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Die abenteuerliche Liebe zwischen Hinemoa und Tutanekai

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HinemoaIm Dorf Owhata lernte die bildschöne Tochter des mächtigen Häuptlings Amukaria von Rotorua bei einem Zusammentreffen verschiedener Stämme den jungen Häuptling Tutanekai kennen, der mit seiner Familie auf der Insel Mokoia im Rotorua See lebte. Das Unvermeidliche geschah. Sie verliebten sich ineinander, aber Tutanekai hatte keine Gelegenheit, ihr seine Liebe zu erklären, da junge Häuptlingstöchter im Range Hinemoas gewöhnlich streng bewacht wurden. Mit Bitterkeit im Herzen stand Tutanekai des Nachts auf der Veranda seines Schlafhauses und schickte die entzückende Melodie seiner traurigen Liebeslieder, die er auf seiner Nasenflöte blies, über die dunklen Fluten des Sees in das Herz seiner Geliebten. Doch die Tage und Nächte schlichen unendlich langsam zum nächsten Stammestreffen. In Owhata vereinbarten die beiden Liebenden dann ein Stelldichein, aber der Vater Hinemoas hatte andere, standesgemäßere Heiratspläne für seine Tochter und verbot jeglichen Kontakt.

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Die Geschichte der beiden Berge

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Die Geschichte der beiden BergeDas lange Stück nach Whakatane fand ich Platz auf der Rückbank des nagelneuen Autos eines Maoripärchens. Der Mann war ein bulliger Kerl mit einem akkurat gestutzten Schnurrbart, schwarz wie stark gebrühter Kaffee, und kräftigen Armen, deren Muskeln in jeder Kurve unter dem weißen T-Shirt ihre Elastizität lobten. Er mochte dreißig Jahre alt sein, genau wie seine Frau, die mit drahtigen Haaren schweigsam wie eine Malermuschel neben ihm saß. Ein feines Amulett funkelte an ihrem Hals, ein marakihau. Schnell begriff ich, wie stolz beide auf ihren roten Wagen waren, der innen funkelte wie frisch poliertes Tafelsilber und für kurze Zeit in seltsamer Manier auf meinem Gewissen lag. Muss man erwähnen, dass eine breite Wolldecke die Schonbezüge der Sitzpolster im hinteren Teil des Schmuckstücks wie Augäpfel hütete, dort, wo ich Platz genommen hatte? Ihre Gesichter drückten eine unbestimmte innere Unruhe aus, aber auch Neugierde, denn sie wollten wissen, warum ich den weiten Weg gemacht habe.

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